Zwiefalten verschönert seinen Ortskern nach besonderen Maßstäben


Auf halber Strecke zwischen Stuttgart und dem Bodensee liegt der gut 2.000 Einwohner zählende Ort Zwiefalten. Mit seinem spätbarocken Münster - gepaart mit der landschaftlichen Schönheit der Alb und des Aachtales - ist Zwiefalten ein markanter Fremdenverkehrsschwerpunkt mit über 300.000 Besuchern pro Jahr. Trotz der zentralörtlichen Funktion an der regionalen Entwicklungsachse Reutlingen /Riedlingen und seiner touristischen Anziehungskraft, hatte die kleine Gemeinde an der Oberschwäbischen Barockstraße noch bis vor kurzem ein Problem:  Die viel befahrene B 312 war ein großer Fremdkörper und teilte den Ort in zwei Hälften. Zudem konnte der zentrale Peterstorplatz, der eigentlich die Ortsmitte definiert, seine Funktion bisher nicht wahrnehmen, da er als Bushaltestelle und zum parken genutzt wurde. Im Gegenteil: Durch unstrukturierte Hecken, Mauern und Platzmöblierungen existierte hier ein unübersichtlicher Straßenraum, der zu einer Kanalisierung der Straße führt.

Platz erhält ursprünglichen Charakter zurück

Mit Verabschiedung des Sanierungskonzeptes der Ortsmitte im Rahmen des Landessanierungsprogramms im Jahre 2003 sollte sich dies nun ändern. Gerhard Keppler vom Architekturbüro Keppler/Schenk aus Münsingen schildert die Situation: „Da der Bau einer Umgehungsstraße auf weitere Sicht nicht erkennbar war, konnte unsere Entwurfsplanung nur das Ziel verfolgen, die Bundesstraße in das Ortsbild zu integrieren und dem zentralen Peterstorplatz seinen Platzcharakter zurückzugeben. Umgesetzt haben wir dies durch eine Reduktion der Fahrbahnregelbreite von 8,5 auf 7 Meter. Der gewonnene Platz steht nun für Fußgänger und den ruhenden Verkehr zur Verfügung. Zudem entstand durch eine offene Platzgestaltung vor dem Peterstor ein klarer und übersichtlicher Raum auf dem sich Touristengruppen sammeln können“, so Keppler.

Ergänzt wird der Aufenthaltsbereich durch angelegte flache Wasserbecken. Nordwestlich des Peterstores befinden sich die Terrassen der gastronomischen Betriebe. Die Mauerecken des ehemaligen Kirchhofes wurden als Begrenzung wieder hergestellt. Zusätzlich dienen Leuchten als Lichtstelen und schaffen eine Wegführung und Abgrenzung zwischen Platzraum und Terrassenflächen. Zur Auflockerung erfolgte eine punktuelle Begrünung zwischen den Stellplätzen entlang der Hauptstraße. Ebenso wird der Peterstorvorplatzes durch zwei Baumreihen im rechten Winkel zueinander begrenzt und die Stellplätze als Kurzzeitparkplätze ausgewiesen. Dadurch soll ein „Wildes Parken“ an den Straßenrändern und im Bereich des Peterstorvorplatzes vermieden werden. „Alle diese Maßnahmen verfolgen das Ziel, sämtlichen Aufenthaltsbereichen in der Ortsmitte eine neue Prägung zu verleihen“, beschreibt Keppler.

Pflaster soll Flächenwirkung erzeugen

Große Bedeutung hatte in diesem Zusammenhang der verwendete Belag für die etwa 5.000 m² großen Flächen. Hierzu Dipl.-Ing. Franz Knab vom Ingenieurbüro Schwörer aus Altheim: „Uns war von vorne herein klar, dass für die Oberflächenbefestigung kein gewöhnlicher Pflasterstein in Frage kommt. Ziel war es, durch ein optisch besonders ansprechendes  Material, die gewünschte Flächenwirkung zu erzeugen. Gesucht war ein Belag, der in die barocke Umgebung passt und eine moderne Atmosphäre erzeugt.“

Aber auch technische Aspekte hatten die Planer zu berücksichtigen. Hierzu Knab: „Damit die gewünschte Optik des Platzes dauerhaft Bestand hat und es zu keinen Verschiebungen innerhalb der Fläche kommt, müssen die Pflastersteine den anfallenden Belastungen gewachsen sein. Immerhin werden Teilbereiche der Flächen nicht nur von zahlreichen PKW sondern auch von Reisebussen befahren.“

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Einstein-Pflaster ist belastbar und schön


Aus diesem Grund entschieden sich die Planer für das Einsteinpflaster aus dem Hause Diephaus in Munderkingen. Das Besondere hieran ist die D-Punkt-Fugensicherung, die dafür sorgt, dass es bei der Verlegung der Steine nur zu einer punktuellen, minimalen Berührung an den Steinunterkanten kommt. Der Anteil der Fläche, an dem sich die Steine berühren deshalb sehr gering. Eine Knirschverlegung wird so vermieden, die zur Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge wird stets eingehalten und so eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen gewährleistet. Damit erfüllte dieses Pflaster in Punkto Belastbarkeit genau die gestellten Anforderungen der Planer. Franz Knab: „Das gute an diesem System ist, dass die technischen Vorzüge dieses Systems nicht zu Lasten der Optik gehen. Im Gegenteil: Mit seiner kugelgestrahlten hellen Oberfläche und dem geradlinigen Format von 20 x 20 cm wirken die sanierten Flächen gewünscht modern und bieten einen bewussten Kontrast zu den barocken Gebäuden.“

Mit all diesen Maßnahmen konnte im Ortskern von Zwiefalten eine deutliche Verbesserung der Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Hierzu Gerhard Keppler: „Die Bundesstraße wurde ein Stück weit in den Ort integrieret, den Verkehr beruhigt und das öffentliche Leben auf den Plätzen wieder hergestellt – es kommt halt drauf an wie man es macht.“

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