Pflaster schlägt Brücke zwischen Fluss und urbanem Raum

 

Wie ist eine Promenade zu gestalten, die zur Stadt passt, die aber ebenso ausreichend Platz und Stabilität für schwere Fahrzeuge bietet, die im Falle eines Falles die mobilen Hochwasserschutzelemente aufbauen müssen? Vor dieser Frage stand Landschaftsarchitekt Dipl. Ing. Friedrich Altzweig aus Köln, als dieser mit dem Entwurfskonzept für die Umgestaltung der Emmericher Rheinpromenade befasst war:

„Gewünscht war eine Promenade, die eine Verbindung schafft, zwischen dem Fluss und der Stadtkante und die eine Plattform bietet, auf der sich vielfältige Aktivitäten entwickeln. Parallel zur Hochwasserschutzmauer sollte ein 4m breiter Deichverteidigungsweg als besonnte Flanier- und Gastronomiemeile gestaltet werden“, so Friedrich Altzweig. Anders als in vielen anderen modernen Fußgängerzonen suchte man für die Gestaltung dieser Flächen keinen großformatigen, glatten und veredelten Belag. Friedrich Altzweig: „Der Pflasterbelag der Rheinpromenade war für uns nicht das eigentliche Objekt der Gestaltung. Er sollte sich nicht in den Vordergrund drängen. Gesucht war ein Steinsystem, das sich selbst zurücknimmt und als Bindeglied zwischen dem Naturraum Rhein und der Urbanität fungiert. Außerdem muss die Fläche hohen Belastungen standhalten können, damit es insbesondere beim Aufbau der mobilen Hochwasserschutzelemente nicht zu Verschiebungen kommt.“


Flusskieselsteine wecken Assoziation zum Rhein

Die Entscheidung fiel auf ein Steinsystem aus der Einstein-Pflasterfamilie. Hierzu Friedrich Altzweig: „Der Hersteller dieses Betonsteins war in der Lage, mit Hilfe einer Spezialrezeptur einschichtige Steine zu fertigen, auf deren Oberfläche gröbere Flusskieselsteine zu erkennen sind. Hierdurch wird bewusst eine Assoziation zum angrenzenden Fluss geweckt. Der Naturraum Rhein erfährt dadurch sozusagen eine Ausdehnung in Richtung Stadt.“

Eine weitere Besonderheit: Damit die Fläche nicht zu rustikal wirkt und auch dem urbanen Anspruch gerecht wird, wurde das Steinsystem im Format 10 x 30 x 10 cm in Kreuzfuge verlegt. Dieser Verband unterstreicht den innerstädtischen Charakter der Promenade und gibt den Nutzern der Fläche Halt und Ordnung.

„Mit herkömmlichen Steinen in diesem Format sollte man eine Kreuzfuge in jedem Fall vermeiden, da die Steine dann kaum Verbundwirkung haben und es bei Belastungen unweigerlich zu Verschiebungen in der Fläche kommen kann“, so Friedrich Altzweig. „Beim Einstein-Systempflaster ist dies jedoch kein Problem: Es verfügt über Verbundelemente, die  paarweise so angeordnet sind, dass eine Verschiebung der Steine gegeneinander verhindert wird. Jeweils ein Element eines Verbundelementepaares wird zylindrisch ausgeführt. Das andere verjüngt sich nach oben kegelförmig. Dadurch entstehen Kammern, die Fugenmaterial in allen Korngrößen aufnehmen und eine höchste Verbundwirkung ermöglichen. Eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen wird dadurch ermöglicht, ohne dass flächig oder linear ein Betonkontakt entsteht. Dadurch bleibt die Elastizität der Pflasterdecke erhalten. Selbst größere Belastungen der Fläche – z.B. durch Ladekräne im Hochwasserfall - stellen kein Problem dar.“

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Kreuzfugenverband – stabil dank Einstein-Systempflaster

Die Grundlage für die Belagsstruktur ergab sich aber auch aus den Vorgaben des Hochwasserschutzbauwerks mit seinen mobilen Stützen im Abstand von 3 Metern. Das 30er Raster der Steine passte hierzu ideal. Zur Belebung der Fläche wurden zudem wassergebundene Felder im Format 2,40m x 2,40m in die Promenade integriert. Diese dienen dazu, Themen aufzunehmen, die kontrastierend zur Pflasterfläche wirken. Sie stehen mit ihren verschiedenen Füllungen für Orte der Kommunikation, des Aufenthalts, des Innehaltens und der Kunst.

Im April letzten Jahres wurde die neue Promenade den Emmericher Bürgern übergeben. Ob sich die Investition von insgesamt 23 Mio. € in den Hochwasserschutz gelohnt hat, wird sich zeigen, wenn der erste Ernstfall eintritt. „Eins steht jedoch heute schon fest“, bemerkt Friedrich Altzweig, „die neue Rheinpromenade passt nicht nur gut zur Stadt sondern vor allem auch zum Fluss.“






















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