Markt Zapfendorf saniert sein Bahnhofsumfeld nach besonderen Maßstäben

 
Am nördlichen Rand des oberfränkischen Landkreises Bamberg, liegt die Marktgemeinde Zapfendorf. Obwohl die Ortschaft nur rund 5.000 Einwohner zählt, verfügt diese über einen eigenen Bahnhof mit Regionalbahnanschlüssen nach Coburg und Nürnberg. Frequentiert wird der Bahnhof von zahlreichen Pendlern und Besuchern des oberen Maintals. Schon seit langem war den Stadtplanern der Bahnhofsvorplatz ein Dorn im Auge: Löcher im Asphalt, graue Tristesse, zu wenig Bäume und fehlende Sitzmöblierung boten Bürgern und Besuchern der Ortschaft kein schönes Bild.

Als vor etwa zwei Jahren im Rahmen der Städtebauförderung die Entscheidung für die Sanierung des Bahnhofsumfeldes getroffen wurde, galten deshalb besondere Maßstäbe. Leonhard Valier vom Büro für Städtebau und Bauleitplanung Wittmann, Valier & Partner aus Bamberg schildert die Situation: „Der etwa 2.000 Quadratmeter große Platz vor dem Bahnhof hat unterschiedliche Funktionen zu erfüllen: In erster Linie war es gewünscht, einen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Im Gegensatz zur bisherigen Asphaltwüste sollte versucht werden, mit geeigneten Pflastersteinen sowohl farblich als auch strukturell eine dem dörflichem Umfeld angemessene Atmosphäre zu schaffen. Darüber hinaus sollte der Platz durch eine entsprechende Bepflanzung und Möblierung zum verweilen einladen.“

Kombination aus Optik, Technik und Verkehrsplanung ist die Lösung

Aber auch technische Aspekte hatten die Planer zu berücksichtigen. Hierzu Thomas Kleylein von der HTS-Plan GmbH aus Kronach – zuständig für die Bauleitplanung bei diesem Projekt: „Damit die gewünschte Optik des Platzes dauerhaft Bestand hat und es zu keinen Verschiebungen innerhalb der Fläche kommt, müssen die Pflastersteine den anfallenden Belastungen gewachsen sein. Immerhin wird die Fläche nicht nur von zahlreichen PKW sondern auch von Kleinbussen und LKW einiger angrenzender Betriebe befahren.“

Die Lösung für die optimale Neugestaltung des Platzes bestand in einer Kombination aus einem speziellen Pflastersystem und der Verwirklichung eines neuartigen Verkehrsplanungsansatzes. Bei ersterem entschied man sich für „Il Basolo plus“, einem Systempflaster der Einstein-Pflasterfamilie aus dem Betonwerk Angermüller aus Untersiemau. Leopold Valier erläutert die Gründe: „Ausschlaggebend für uns war die natürliche und ruhige Wirkung dieses Systems. Dank der zahlreichen Steinformate und der leicht gewellten Fugenausprägungen ergibt sich ein Flächenbild, das an das mittelalterliche Kopfsteinpflaster erinnert. Auch der Farbton Muschelkalk bringt genau das gewünschte dörfliche Ambiente auf den Platz.“

„Der Clou dieses 10 cm dicken Pflasterbelages liegt aber ebenso in technischen Details“, so Thomas Kleylein. „Ein Standard-Gestaltungspflaster würde unter den gegebenen Bedingungen sehr schnell an seine Grenzen stoßen. Beim Il Basolo-Pflaster mit Einstein-Technologie ist dies nicht der Fall.“

Charakteristisch hierfür sind Verbundelemente, die paarweise so angeordnet sind, dass eine Verschiebung der Steine gegeneinander verhindert wird. Jeweils ein Element eines Verbundelementepaares wird zylindrisch ausgeführt. Das andere verjüngt sich nach oben kegelförmig. Dadurch entstehen Kammern, die Fugenmaterial in allen Korngrößen aufnehmen und eine höchste Verbundwirkung ermöglichen. Weil es nur wenige punktuelle Kontakte zwischen den Steinen gibt, bleibt die gesamte Fläche langfristig elastisch. 

 


zapfendorf2.jpgEinheitliche Geometrie dank Shared-Space-Konzept

Zusätzlich zur neuen Fläche an sich sollte aber auch versucht werden, über die Verwirklichung eines neuartigen Verkehrsplanungsansatzes dem Platz ein besonderes Ambiente zu verleihen. Verfolgt wurde das so genannte Shared-Space-Konzept, das auf sämtliche Verkehrsschilder verzichtet und die scharfe Trennung der verschiedenen Verkehrsflächen aufhebt. Konkret bedeutete dies, dass auf dem gesamten Platz keine besonderen Vorfahrtsregeln gelten. Alle Verkehrsteilnehmer haben das gleiche Recht, sich auf dem Platz zu bewegen und regeln den Verkehr per Blickkontakt. Dies führt zu mehr Rücksicht, wie Studien aus Holland belegen.

„Mit diesem Konzept“, so Leopold Valier, „ist es uns gelungen, die Geometrie des Platzes als eine Einheit wieder herzustellen. Es gibt also nur eine Pflasterfläche ohne Gehsteige und ohne ausgewiesene Parkflächen. Dank seines lebhaften Fugenbildes trägt das Pflastersystem Il Basolo dazu bei, dass die Fläche dennoch nicht monoton wirkt.“ Einige Bäume, Sitzbänke und Mülleimer dienen zusätzlich als Stilelemente und verwandeln den kleinen Platz vor dem Bahnhof in einen Platz von großer Bedeutung – zumindest dann, wenn man wieder einmal auf den nächsten Zug warten muss.

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