Lichtenfels-Kösten saniert seine Ortsdurchfahrt nach besonderen Kriterien

Zu Zeiten, als es die Autobahn 73 noch nicht gab, war der kleine Ortsteil Kösten durch eine stark befahrene Kreisstraße geprägt. Mit dem Bau der Ortsumgehung und dem Anschluss an die Autobahn vor gut drei Jahren, sollte sich dies nun ändern. Im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms war eine grundlegende Sanierung der völlig maroden Ortsdurchfahrt geplant. Ziel war es, mit Hilfe verschiedenster Maßnahmen, die Aufenthaltsqualität im Ort zu erhöhen.

Stadtbaumeister Dipl.-Ing. Jürgen Graßinger schildert den planerischen Ansatz: „Ein entscheidender Faktor für uns war das Thema Verkehrsberuhigung. Seit dem es hier die A 73 gibt, fließt zwar deutlich weniger Verkehr durch den Ort, dennoch nutzen noch viele Autofahrer die Ortsdurchfahrt als Abkürzung stadtauswärts Richtung Nordwesten. Dabei wird oft viel zu schnell gefahren. Deshalb war es unser Bestreben, mit den aktuellen Sanierungsmaßnahmen den Verkehr zu beruhigen, letztendlich auch mit dem Ziel, den Anreiz zu minimieren, dass die Ortsdurchfahrt als Abkürzung genutzt wird.“ 

Reduktion des Fahrbahnquerschnittes als Instrument zur Verkehrsberuhigung


Bild_3Eine wichtige Maßnahme der Planer war es, den Straßenquerschnitt von 7,5 Metern auf 5,5 Meter zu reduzieren. Ebenso wurde der Straßenraum an einigen vormals breiten Stellen gekappt, um neue Plätze zum Verweilen zu gewinnen und damit die Aufenthaltsqualität für Anwohner und Besucher der kleinen Ortschaft zu erhöhen.

„Alleine durch diese Maßnahme haben wir schon einmal ein gutes Stück an Verkehrsberuhigung erreicht“, beschreibt Graßinger. „Damit das Konzept aufgeht, wurde aber noch ein kleiner Trick angewendet. Den zentralen Ortskern, die Gehsteige und einzelne Mündungsbereiche von Stichstraßen haben wir ganz bewusst als Kontrast zum dunklen Asphaltbelag mit einem farbigen Betonsteinpflaster befestigt. Hierdurch erzielen wir bei den Verkehrsteilnehmern eine optische Wahrnehmungsänderung der Verkehrssituation. Die Folge ist eine Reduktion der Geschwindigkeit an diesen Abschnitten.“

Beim Pflaster setzten die Planer auf den Farbton Muschelkalk. Den Vorteil beschreibt Jürgen Graßinger so: „Im Rahmen der Ortssanierung sind uns auch zahlreiche Hänge entlang der Straße abgerutscht. Diese wurden – wie in der Region üblich - mit Muschelkalkmauern neu gesichert. So konnten wir den Straßenraum an vielen Stellen sowohl in der Horizontalen, als auch in der Vertikalen aus einem Guss gestalten. Optisch wirkt der Ortskern deshalb nun deutlich harmonischer und auch größer als vor der Sanierung.

Optische Wahrnehmungsänderung durch Unterbrechung des Asphaltbelages

Neben dem Farbton des Pflasterbelages spielte aber auch dessen Belastungsfähigkeit eine besondere Rolle, denn die Flächen werden auch durch Busse und Müllfahrzeuge befahren. Graßinger: „Deshalb musste das Pflaster technisch so beschaffen sein, dass es trotz der Belastung dieser Fahrzeuge durch Scher- und Schubkräfte auf Dauer keine Schäden davonträgt.“

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Die Wahl für die rund 1.500 Quadratmeter zu befestigenden Flächen fiel auf das Einsteinpflaster des Betonwerks Angermüller aus Untersiemau. Jürgen Graßinger erklärt warum: „Damit die zur Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge stets eingehalten wird, verfügt dieser 10 cm dicke Pflasterbelag über die so genannte D-Punkt-Fugensicherung. Bei der Verlegung der Steine kommt es deshalb nur zu einer punktuellen, minimalen Berührung an den Steinunterkanten. Anders als bei vielen anderen Verbundpflastern mit Abstandhalter- oder Verbundnockensystemen, bleibt der Anteil der Fläche, an dem sich die Steine berühren deshalb sehr gering. Eine Knirschverlegung wird so vermieden und eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen gewährleistet. Schub- und Horizontalkräfte, die der Verkehr auf der Alten Dorfstraße verursacht, werden über das Fugenmaterial abgepuffert und gleichmäßig in die Tragschichten weitergeleitet“, so Graßinger.

Für die Bürger von Kösten bedeutet die Sanierung der Ortsdurchfahrt in jedem Fall einen Fortschritt. Neben dem Autobahnanschluss verfügt die kleine Ortschaft nun ebenso über attraktive Wege für Autos, Fußgänger und Radfahrer. In welchem Maße sich der Verkehr in Zukunft beruhigt, das wird sich erst noch herausstellen müssen. Spätestens, wenn in diesem Sommer der zweite Bauabschnitt beginnt, wird hier sicher weniger und langsamer gefahren – wenn auch zunächst nur baustellenbedingt.

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